Jobsuche: 8 Bewerbungsmythen auf dem Prüfstand

Jobsuche: 8 Bewerbungsmythen auf dem Prüfstand


Wie relevant ist ein vollständiger Lebenslauf tatsächlich, und reicht ein herausragendes Anschreiben aus, um den Job zu bekommen? Die Jobsuche kann mitunter sehr anspruchsvoll sein, und man investiert schnell viel Zeit und Energie in den Bewerbungsprozess. Um sicherzustellen, dass all diese Anstrengungen nicht umsonst sind, möchten wir mit acht hartnäckigen Bewerbungsmythen aufräumen und dir zeigen, worauf es wirklich ankommt, um erfolgreich bei der Jobsuche und Bewerbung zu sein.

Mythos 1: Social Media ist Privatsache

Personalverantwortliche möchten ein möglichst umfassendes Bild von Bewerberinnen und Bewerbern erhalten. Schließlich möchten sie sicherstellen, dass sie die richtige Entscheidung treffen und effizient vorgehen können. Das Internet dient ihnen als erste Informationsquelle. Plattformen wie Facebook, Google und Co. können viel über eine Person verraten. Im Idealfall stoßen sie auf aktuelle Profile in Business-Netzwerken, im schlimmsten Fall auf unpassende Inhalte wie exzessive Partybilder, radikale politische Ansichten oder Hasskommentare (was auch außerhalb des beruflichen Kontexts absolut inakzeptabel ist).

Es lohnt sich also, eine kritische Überprüfung der eigenen Social-Media-Profile vorzunehmen. Überprüfe zum Beispiel die Privatsphäre-Einstellungen auf Facebook und lösche gegebenenfalls Inhalte, die Personalverantwortliche nicht sehen sollten.

Es ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, alle privaten Informationen zu entfernen. Es ist in der Regel kein Nachteil zu zeigen, wofür man sich privat begeistert. Schließlich sollte dich dein zukünftiger Arbeitgeber so akzeptieren, wie du bist.

Mythos 2: Das Anschreiben ist das wichtigste Dokument der Bewerbung

Es besteht kein Zweifel daran, dass ein gutes Bewerbungsanschreiben die Tür zu deinem Traumjob öffnen kann. Jedoch wird aus Sicht der meisten Personalverantwortlichen der Lebenslauf als das entscheidende Dokument einer Bewerbung betrachtet. Denn wenn die wesentlichen Details und Qualifikationen, nach denen Personalverantwortliche suchen, nicht im Lebenslauf enthalten sind, wird das Anschreiben oft gar nicht mehr gelesen.

Dennoch ist Vorsicht geboten: Sobald dein Lebenslauf es in die engere Auswahl schafft und du in den Kreis der potenziellen Kandidaten aufgenommen wirst, gewinnt dein Anschreiben enorm an Bedeutung! Daher solltest du beim Verfassen deines Anschreibens genauso viel Sorgfalt walten lassen wie bei der Erstellung deines Lebenslaufs.

Mythos 3: Je mehr Bewerbungen, desto besser

Die Devise “Viel hilft viel” gilt nicht unbedingt bei Bewerbungen. Einige Bewerber setzen auf Quantität anstelle von Qualität und glauben, dass das Versenden einer großen Anzahl von Bewerbungen ihre Jobchancen erhöht. Das stimmt jedoch nur bedingt. Denn eines ist klar: Wenn man in einer Woche dutzende Bewerbungen verschickt, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass man nicht mehr die nötige Sorgfalt walten lässt und die einzelnen Bewerbungen nicht auf das jeweilige Unternehmen und die ausgeschriebene Stelle zuschneidet.

Wird das Stelleninserat nicht beachtet, fehlen individuelle Einleitungen und relevante Qualifikationen werden nicht genannt, sowie fehlt ein Bezug zum Unternehmen? Das ist ein großer Fehler, denn Personalverantwortliche erkennen sofort, ob Lebenslauf und Anschreiben standardisiert an viele andere Unternehmen geschickt wurden.

Es ist besser, gezielt auf Stellen zu bewerben, die dich wirklich interessieren. Letztendlich möchtest du einen Job haben, bei dem du motiviert bist, dich entfalten und weiterentwickeln kannst. Eine generische Bewerbung zu verschicken, nur um irgendwie irgendeinen Job zu bekommen, ist frustrierend, insbesondere aufgrund der zu erwartenden Absagen. Abgesehen davon, was hast du davon, in einem Job zu arbeiten, der eigentlich nicht dein Ding ist?

Mythos 4: Man findet nur einen Job, wenn man aktiv sucht

In Zeiten des Fachkräftemangels ist die Jobsuche nicht mehr ausschließlich eine aktive Aufgabe für Jobsuchende. Unternehmen, die offene Stellen haben, suchen selbst aktiv im Internet nach geeigneten Kandidaten und sprechen diese gezielt an. Dabei handelt es sich um die sogenannte passive Jobsuche, die die aktive Suche hervorragend ergänzt.

Eine Voraussetzung dafür ist natürlich, dass du als Bewerber für Personalverantwortliche, Personalvermittler oder Headhunter sichtbar bist und gefunden wirst. Dafür stehen verschiedene Bewerberdatenbanken online zur Verfügung, in denen Arbeitgeber gezielt nach neuen Talenten suchen können. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl von Social-Media-Plattformen: Business-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn sind bereits auf die berufliche Nutzung ausgerichtet. Aber auch Facebook, Twitter, Instagram, YouTube oder eigene Blogs können genutzt werden, um sich als Talent online zu präsentieren und potenzielle Arbeitgeber auf sich aufmerksam zu machen. Die Wahl der Plattform, auf der man sich als Expertin oder Experte in seinem Fachgebiet präsentiert, hängt von der jeweiligen Branche ab.

Auch wir bieten dir eine Möglichkeit, aktiv von Unternehmen gefunden zu werden. Melde dich dazu einfach unverbindlich und kostenlos in unserem Bewerberpool an!

Mythos 5: Du hast keine Chance, wenn du nicht alle Anforderungen erfüllst

Stellenanzeigen beschreiben oft die ideale Kandidatin oder den idealen Kandidaten. Sie sind sozusagen wie eine Wunschliste. Unternehmen sind sich jedoch bewusst, dass Bewerberinnen und Bewerber nicht alle Anforderungen zu 100 Prozent erfüllen können. Daher solltest du dich auch bewerben, wenn du nicht alle Voraussetzungen der Ausschreibung erfüllst. Du hast keineswegs keine Chancen. Es ist wichtig, dass du in deiner Bewerbung deutlich machst, dass du trotz fehlender Anforderungen die richtige Besetzung für die Stelle bist.

Du fragst dich vielleicht, wann es sich lohnt, sich zu bewerben. Natürlich gibt es für jeden Job bestimmte Qualifikationen, die essentiell sind. In jeder Stellenausschreibung gibt es sogenannte “Muss-” und “Kann-“Kriterien. Erstere müssen zwingend erfüllt werden, während letztere als “wünschenswert” oder “idealerweise” gekennzeichnet sind.

Tipp: Wenn du unsicher bist, kannst du auch direkt beim Unternehmen nachfragen. Dadurch bringst du deinen Namen ins Gespräch und kannst dich in deinem Anschreiben auf den Kontakt beziehen.

Mythos 6: Bei der Gehaltsverhandlung lieber niedrig pokern

Auf keinen Fall solltest du deine Fähigkeiten und Zeit unter Wert verkaufen. Viele Arbeitgeber fragen nach der Gehaltsvorstellung nicht nur, um herauszufinden, ob eine finanzielle Einigung möglich ist, sondern auch um zu sehen, ob du eine realistische Einschätzung hast.

Eine zu niedrig angesetzte Gehaltsvorstellung kann den Eindruck erwecken, dass du unvorbereitet und unsicher bist oder dass deine Qualifikationen nicht ausreichend sind. Daher ist es ratsam, einen etwas höheren Gehaltswunsch anzugeben, ohne dabei übertrieben oder unangemessen zu sein.

Nutze Gehaltsrechner oder recherchiere im Internet, um herauszufinden, was andere Arbeitnehmer in ähnlichen Positionen verdienen. Alternativ kannst du auch eine Gehaltsspanne angeben. Denke daran, dass die Angabe der Gehaltsvorstellung ohnehin nur als Verhandlungsbasis dient.

Mythos 7: Viele Jobwechsel machen keinen guten Eindruck

Dieser Mythos hält sich hartnäckig, aber es kommt tatsächlich auf die Gründe für Jobwechsel an. Es ist wichtig, dass du häufige Jobwechsel begründen kannst, aber oft gibt es gute Gründe dafür.

Einige gute Gründe für einen Jobwechsel können sein:

  • Eine projektbezogene oder befristete Stelle.
  • Ein unverschuldeter Jobwechsel, zum Beispiel aufgrund einer Betriebsinsolvenz.
  • Eine kontinuierliche Weiterentwicklung, bei der du höhere Positionen erreicht hast (zum Beispiel durch Weiterbildungen).
  • Ein Umzug in eine andere Stadt.

Je nach Stelle kann es sogar von Vorteil sein, wenn du Erfahrungen in verschiedenen Branchen gesammelt hast. Das zeigt beispielsweise deine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, vorausgesetzt die Gründe für die Wechsel sind plausibel.

Wichtig ist, dass die Jobwechsel nicht willkürlich erfolgt sind, sondern dass eine Entwicklung in deinem beruflichen Werdegang erkennbar ist. Ein roter Faden, der für Personalverantwortliche nachvollziehbar ist.

Mythos 8: Ein kurzer Lebenslauf kommt nicht gut an

Vor allem junge Bewerberinnen und Bewerber mit wenig Berufserfahrung machen sich oft Gedanken über die Länge ihres Lebenslaufs. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die reine Länge des Lebenslaufs nicht entscheidend ist. Personalverantwortliche sind sich bewusst, dass Berufseinsteiger noch nicht viele Stationen vorweisen können. Schulabgänger und Studierende, die sich für ihren ersten Job bewerben, sollten Nebenjobs, Gelegenheitsjobs, Praktika und andere relevante Erfahrungen angeben. Dazu gehören auch Tätigkeiten wie Work and Travel oder ehrenamtliche Arbeit. Mit diesen Aktivitäten zeigst du deine Motivation zur Arbeit und zur beruflichen Orientierung.

Je mehr Berufserfahrung du sammelst, desto weniger relevant werden bestimmte Stationen wie Praktika oder Nebenjobs. Nach einigen Jahren Berufserfahrung solltest du Erfahrungen und Kenntnisse, die für die angestrebte Position nicht besonders relevant sind, aussortieren. Personalverantwortliche haben oft wenig Zeit. Wenn der Lebenslauf mit irrelevanten Stationen auf drei Seiten ausgedehnt wird, landet die Bewerbung direkt auf dem Absagestapel. Ein zu langer Lebenslauf kann also eher ein Problem sein.

Im Sinne des Sprichworts “In der Kürze liegt die Würze” sollte der Lebenslauf ohnehin möglichst kompakt sein.


02. September 2023 02.09.23
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